Ganz generell mag ich ungewöhnliche Perspektiven, weil man sich die Dinge in den üblichen Sichtweisen längst satt gesehen hat. Nur darf es natürlich nicht albern werden, sondern soll Gewinn bringen. Die "andere" Perspektive soll etwas Überraschendes haben und neu sein.
Dafür eignen sich Baudenkmäler und Standbilder ganz besonders. Die kennt man längst als real existierende Postkarten, da fällt die Abweichung, wenn es einmal etwas anders aussieht, sofort auf.
Die erste Möglichkeit dazu ist – wie an anderer Stelle auch – der erhöhte Standpunkt, den ich mit dem Hochstativ einnehmen kann. Dem "Großen König" oder dem alten Kommunisten, die uns beide hoch auf Sockeln thronend ins Stadtbild gestellt wurden, kann man auf Augenhöhe ins Gesicht sehen. Und es entsteht auch eine Aussage zur Qualität der Bildhauerei.
Die zweite Möglichkeit, einen ungewöhnlichen Eindruck zu erzeugen, ist der distanzierte, besser der SEHR distanzierte Blick. Das ist leider zeitraubend, wenn man eine Perspektive erst suchen muss, von der aus sich mit einer langen Brennweite per "Tele" ein Objekt aus seinem gewohnten Umfeld isolieren lässt.
Als dritte Option steht das extreme Weitwinkel zur Verfügung, das Formen überspitzt und dramatisiert – was natürlich im Hinblick auf den genuinen Charakter des Gegenstands etwas heikel sein kann. Mit der Parallelverschiebung kann man jedoch auch ohne verkrümmte Linien oder auseinanderlaufende Parallelen Blickwinkel erzeugen, die weiter sind als unser Gesichtsfeld. Das Beispiel aus San Gimignano ist so eine Aufnahme, wo man die Türme im Himmel und die Personen auf dem Platz nicht zusammen sehen könnte, ohne den Kopf in den Nacken zu legen. Sie besteht aus zwei übereinander angeordneten hochformatigen Belichtungen, die den Bildkreis des Objektivs zusammen besser nutzen.